Donnerstag, 9. Juli 2020

Mein Fünfter und Schlimmster! Senshu Marathon / Osaka/Japan 21. Februar 2016


Lesen kann man ja nicht viel, aber zu meinem fünften Marathon in 2 Jahren sollte es dieses Mal nach Japan gehen. Die Registrierung erfolgte bereits im September 2015. Aussichten sollten prima sein, flacher Kurs, kaltes Wetter und optimale Vorbereitung für eine Bestzeit waren gegeben. 



Die Reise von Bangkok nach Japan kann man in 5 Stunden bewältigen. Ich entschloss mich aber davor Frau Mama einen  Überraschungsbesuch zum 60ten Geburtstag in Deutschland abzustatten. Dies verlängerte die Anreise nur unwesentlich. 

Los ging es am 17.2.2016 vom Flughafen München nach Doha/Qatar in einem nagelneuen Flugzeug. Der Flug (5,5 Stunden) war sehr angenehm und ruhig. Um 23 Uhr Ortszeit waren dann 2 Stunden Wartezeit für den Weiterflug nach vorgesehen, bevor es weiter Richtung Osten ging. Der Flug von Doha wurde mit 9 Stunden richtig lang und anstrengend. 

Die Vorbereitung für den Marathon lief eigentlich perfekt. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer, ein paar kleine Fehler waren wohl im Trainingsprogramm, aber die waren nicht schuld an dem Ergebnis. 

Ca. 2 Wochen vor dem Rennen spürte ich immer wieder Stiche im rechten Gesäßmuskel. Diese wirkten sich auch auf die hintere Oberschenkelmuskulator aus. Mit "er läuft nicht rund" könnte man es vielleicht am Ehesten beschreiben. 

In Deutschland hab ich mich dann entschlossen (6 Tage vor dem Rennen) zum Physio zu gehen. 
Dort wurde ich wieder eingerenkt. Aber wie !!

Ein Spinalnerv war eingeklemmt, umschlungen von zwei Muskeln und blockierte teilweise den Bewegungsapparat. Mit einem netten schmerzvollen Druck wurde der Nerv wieder gelöst und ich war guter Dinge, dass alles bis zum Rennen wieder rund läuft. 



Nach insgesamt 20 Stunden Reisezeit landete das Flugzeug endlich auf dem Kansai International Airport, errichtet auf einer künstlichen Insel mitten im Meer. Verbunden zum Festland ist der Flughafen durch eine Autobahn sowie eine Schnellzugverbindung. 

Osaka hat 18 Millionen Einwohner liegt in unmittelbarer Nähe zu den Städten Kobe und Kyoto. Nach Tokio kommt man mit dem Schnellzug in 4 Stunden. 


Nur noch ab ins Hotel dachte ich mir. Das Hotel war mit einem Schnellzug zu erreichen und ich musste nicht umsteigen. Dies machte es sehr einfach, da dass Zugfahren in Japan noch zum Abenteuer werden sollte. 


Das "Hinein horchen" in die Beinmuskulatur war nicht sehr optimistisch. Die rechte hintere Seite war verspannt. Vielleicht vom Flug, vielleicht von der Nervblockade. Ich hatte auf jeden Fall eine leichte Schonhaltung die letzten Wochen und ideal war das alles nicht. Ich bereitete mich weiter vor, leicht pessimistisch. 

Am Freitag stand dann Kyoto auf dem Programm. Es war gut ein wenig abgelenkt zu sein. Die Gefühlswelt ging zwischendrin durch mit mir, so dass Sightseeing wohl genau das Richtige war. 

Impressionen aus Kyoto, da hätte ich noch ein paar Tage mehr brauchen können!

Davor natürlich - Carbload !!!


 



Bahnhof Kyoto
                                   






Nach dem Sightseeing ging es zurück ins Hotel und ab ins Gym. Ich wollte den Muskel belasten und testen wie es sich anfühlt.

Das Ganze dauerte nur 35 Minuten und es war nicht "rund". Die Verspannung war immer noch da und mein Gefühl für das Rennen wurde nicht besser.

Der Samstag war total verregnet und ich machte mich auf die Startnummer sowie die Rennunterlagen abzuholen. Ich fuhr mit dem Zug, doch mittendrin....

wohin des Weges???

      

Oder das hier...


Keine lesbaren Zeichen mehr.. nur noch Farben und Nummern! Welcome in the Jungle!

Ich erreichte mein Ziel dennoch und die A140 sollte es sein.


Weitere nette Beschilderungen hier!
Und ich wollt nur wissen was ein Iphone kostet...

geöffnet bis 25 Uhr !


Glück gehabt!!

Die Vorbereitungen für das Rennen gingen weiter ihren Gang. Essen, trinken, essen im Wechsel.
Mahlzeit, Carbload auf Japanisch, Spaghetti mit Tomatensauce und Curryreis...Mittags und abends, dazwischen Vollkornbrot mit Banane und dann wieder Pfannkuchen und zum Abschluss Lebkuchen !!!






RACE DAY !!


Es war alles parat, 4mal Glibber Himbeer und einmal Glibber Espresso zum Übergeben oder finalen Push! Brooks T7 hat sich mehrfach bewährt, so also auch dieses Mal im flotten Racer in unterschiedlichen Farben.

Um 7 Uhr klingelte der Wecker und los ging es mit einem kleinen Frühstück (zwei Bananen und etwas Pfannkuchen). Ein Kaffee sowie ein Carbdrink obendrauf sollten den Speicher noch mal voll machen. Die Zeit war gut kalkuliert, ich hatte keinen Stress, nur eine Sache war da...

Der Oberschenkel war nicht frei, es war eine leichte Verspannung oder Verhärtung drin und es fühlte sich halt nicht 100%ig an. Was soll ich machen? Voll drauf und meine anvisierte Zeit von 3:15 Stunden antesten? Oder nur auf durchkommen laufen? Nein, dass war mir zu wenig.
Ich entschloss mich es zu versuchen, ich wollte auf Bestzeit laufen und so begab ich mich dann auch zum Start.

Es war sonnig, 8 Grad kalt und windig. Es fühlte sich ganz gut an, dennoch war ich gut eingepackt auf dem Weg zum Start.










Guter Dinger, die Gels im Strumpf verstaut, Musik bereit, ready to go!

Für eine Bestzeit war der Plan mit einer Pace von 4:45 pro km zu beginnen. Den Halbmarathon sollte ich so bei 1:38 durchlaufen. Eine leicht schnellere zweite Hälfte sollte dann zu einer Endzeit von 3:15 Std. reichen. So war der Plan...

Raus in die Kälte und um 10:30 startete der Lauf mit insgesamt 6000 Läufern!



So schlecht waren die ersten 7km nicht. Ich merkte dass der Oberschenkel nicht voll in Ordnung war, aber ich konnte das Tempo halten und es fühlte sich ganz gut an.

Die erste Wasserstation sollte nach 10 km kommen, etwas ungewohnt für mich, da ich immer wie ein Kamel trinke. Aber früher braucht man bei diesen Temperaturen ja auch nix....Erstes Gel gab es kurz davor, yummy Himbeer Gel!!!



8 -14, alles Bestens!!!

Es waren irre viele Zuschauer auf der Strecke und das motivierte!



15 bis Halbmaraton, hm, was soll ich tun? Der Oberschenkel fühlte sich nicht gut an. Ab KM 17 wurde der Druck größer und ich fühlte wie die Muskulatur immer härter wurde. Ich war mir bewusst, dass ich die Zeit wohl schaffen könnte. Gleichzeitig fühlte es sich an, als ob jeden Kilometer der Muskel mehr zu macht.
Bei KM 21, ich war 1:38 Std unterwegs und voll auf Bestzeit musste ich das Rennen neu gestalten. Ich hatte Riesenrespekt vor einer Muskelverletzung. Es fühlte sich nicht gut an, und ich entschloss mich das Tempo zu reduzieren.



Es tat weh, aber es war wohl die vernünftigste Entscheidung. Ich fand dann irgendwo ein Tempo zwischen 5:30 und 5:50 was einigermaßen schmerzfrei war.

Bei KM 28 gab es ein Himbeergel, hinein in die Rübe und auch gleich wieder raus. Die Versorgung klappte auch nicht und das ganze Rennen ging mir so richtig auf die Nerven. Bei KM 28 hatte ich irgendwie meinen Tiefpunkt und ich wollte aufgeben. Wäre dann ein Bus gestanden oder ein Offizieller mit einer schönen wärmenden Decke, dann wär ich rausgegangen.

Nein bin ich nicht, aber Fun war es nicht mehr. Meine Devise ab da war: Ankommen!!!!

Zu diesem Zeitpunkt schossen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf. Auch abseits vom Laufgeschehen. Ich wurde ein bißchen emotionaler. Der Besuch bei Mum war schon sehr schön. 
Auf der anderen Seite natürlich Stress extrem für meinen Körper. 



Mit dem Espressogel hatte ich noch mal ein kleines Zwischenhoch, irgendwo Mitte Km 30. Das war es dann aber auch.



Es wurde qualvoll, jeder Schritt tat weh, ich wollte nur noch ankommen. Ich wünschte, im Ziel würde irgendjemand stehen und mich auffangen...einfach festhalten. 
Aber auch hier sollte niemand sein der auf mich wartet. Ich hatte dieses Gefühl ja schon mal beschrieben beim Hongkong Marathon , deswegen lass ich es jetzt. 







FINISH!!!



Es war rum, KM 41 mit ner 6er pace, Danke!






Es sollte nicht sein und die zweite Hälfte war ca. 20 Minuten langsamer als die erste.

Aufgeben wollt ich trotzdem nicht. Das nehm ich auf jeden Fall mit. Ein Siegerbier gab es trotzdem, ein japanisches Siegerbier!

Der nächste Marathon kommt bestimmt, ich weiß nur noch nicht wann.ich bin zu müde darüber nachzudenken. 

Die Zeit in Thailand geht langsam zu Ende. Es sind noch weniger als 6 Monate bevor es zurück geht. Ich mag gar nicht dran denken und ich hab bissl Angst davor. 
Ich hab keinen Bezug zu Deutschland mehr. Ich hab keine Freunde oder nur noch ganz wenige. Ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht wo ich hin soll und wohin die Reise geht. 

Ich bin noch einen Tag in Japan bevor es Montag Nacht zurück von Osaka nach Bangkok geht. Da gehts dann direkt ins Büro, wenn ich noch laufen kann






In diesem Sinne, Harigato, Konichiwa und Servuss aus Tehailand!!!







Sonntag, 10. Mai 2020

HongKong Marathon, 16-02-2014


HongKong, China, 13.02.2014 - 16.02.2014


Nun rückte der Tag also immer näher. Endlich !
Nach über einem halben Jahr intensivem Training ging es am 13.02.2014 ab zum Flughafen Bangkok. 
Von da aus mit Emirates´Airbus 380 Richtung HongKong. 


Meine Aufregung stieg, meine Laufsachen hatte ich alle im Handgepäckkoffer untergebracht. Nur sicherheitshalber, falls irgendein Koffer verloren geht!

Das Wetter in HongKong sollte angenehm kühl werden. 10-15 Grad waren vorhergesagt. Für unsere Verhältnisse in Thailand natürlich saukalt. 

Nach genau 2:15 Stunden landete der Riesenvogel leicht verspätet in HongKong. 

Die Stadt ist irre impulsiv und aufregend. Die Skyline ist wohl eine der spektakulärsten auf dieser Welt. 
Die Stadt bietet schöne Bildmotive:














Am 15.02.2014 ging es dann zum Zielplatz des Marathons. Dieser lag in der Causeway Bay auf Viktoria Island. Der Kurs führte zunächst vom Stadtteil Kowloon Richtung Norden / Flughafen und war geprägt von kleinen Steigungen bedingt durch riesige Autobahnbrücken. Insgesamt war der Kurs anspruchsvoll. Nicht zu letzt drei Tunnels waren zu überwinden. Vor allem der West Harbour Tunnel sollte es in sich haben. Dazu aber später mehr. 


Marathon route map



Die Startnummernausgabe dauert genau 2 Minuten und war wie alles in HongKong super organisiert. 



Die Tage vor dem Marathon waren geprägt von ständiger Nahrungsaufnahme, vor allem in Form von Kohlenhydraten. Immer wieder soll man sich mit Nudeln, Reis oder Kartoffeln ernähren. Vor allem die letzten drei Tage sind entscheidend für die komplette Auffüllung der Energiedepots. Am Tag vor einem Wettkampf haue ich mir immer zwei Liter Wasser zusätzlich zum täglichen Wasserbedarf rein. Dies soll für eine optimale Hydrierung sorgen. Gar nicht so einfach, und raus muss das Zeug ja auch wieder....

Die Nervosität am Vortag des Rennens stieg bei mir dann wieder an. So kommen auf einmal totale Zweifel auf. Hat man richtig trainiert? Hat man genug trainiert? Wie soll ich nur 42 Kilometer laufen? Warum zwickt mein Knie und auch meine linke Wade??? Eigentlich zwickt ja auch gar nix, doch mein linker Knöchel ist nicht ok. Alles nur normale Dinge, die wohl am Vortag eines Marathons so im Kopf passieren. Um Gottes Willen, in welchem Schuh soll ich denn eigentlich laufen???


Im bunten New Balance Trainingsschuh, der mich über all meinen langen Läufe treu gedient hat oder doch in meinem absoluten Lieblingsschuh, dem gelben Asics Wettkampfschuh?? Die Frage war eigentlich lange zuvor klar beantwortet, aber am Vortag zweifelt man eben alles an. 
Ich lief im Lieblingsschuh...


Natürlich war ich gut trainiert. Kilometer hatte ich mit insgesamt 2200 KM in 2013 genügend gefressen. Lange Läufe hatte ich auch insgesamt sieben Stück durchgezogen. Schnelle Läufe auch, Intervalltraining hatte ich auch absolviert. Was soll also schief gehen? Vor einem guten halben Jahr war dieses Ziel einen Marathon zu laufen noch so weit weg. In Chiang Mai bin ich den Halbmarathon so fantastisch gelaufen. Doch morgen sollte ich das Ding einfach nur durch ziehen dachte ich mir. Ich war froh, dass es endlich los gehen sollte. 

Um 17 Uhr am Vortag bin ich dann in meine Laufsachen geschlüpft und bin ca 30 Minuten ganz ganz locker 4.5 km gelaufen. Das Tempo war natürlich zum einschlafen, aber es soll einem die gewisse "Muskelsteifheit" für den Wettkampf geben. Hab diesen kurzen Lauf förmlich herbei gesehnt, jetzt sollte es bald los gehen. 

Zuvor hatte ich mich natürlich bereit mit Spaghetti und Risotto voll gestopft um die Speicher aufzufüllen. Abends gab es dann wieder Reis. 




Um 23 Uhr war der Tag dann vorbei. Alle Sachen vorbereitet für den großen Tag, die Wettervorhersage kündigte kühle 10 Grad, aber trockenes Wetter an. Geschlafen hab ich wohl, wenn auch nicht zu tief. Um 3:45 Uhr sollte der Wecker läuten. 

Gesehen hatte ich es bereits. Am Vortag bei der Startnummernausgabe. Nun galt es die 42,195 km zu laufen um dann hier im Ziel einzulaufen. 


Bis zu diesem Tag hatte ich einen konkreten Plan im Training und auch ein wenig in der Ernährung mein Ziel zu erreichen. So natürlich auch für den Wettkampftag. 

Dieser begann mit unmittelbarer Nahrungsaufnahme. Zwei Bananen, ein Nutellabrot, sowie ein halber Liter Magnesiumwasser sollten es sein. Das Ganze kaut sich a bissl schwer um die Zeit, aber es geht. 

Es gibt gewisse Rituale die jeder so hat. Bei mir sind es die Schuhe. Ich gehe immer mit zwei Paar Schuhen zu einem Wettkampf und ziehe meine Wettkampfschuhe erst kurz vor dem Start an.
 So durften meine bunten Rainbowschuhe also auch mit. 

Bei kalten 10 Grad ging es dann mit der U-Bahn Richtung Start an der U Bahn Station Tsim Sha Tsiu.

Dort waren bereits Tausende von Läufern anwesend und in Vorbereitung auf den ersten Halbmarathon, der um 5:30 Uhr startete.

Insgesamt waren 64000 Läufer am Start. Es wurde in der Marathon sowie Halbmarathondistanz, in 10km Läufen sowie in einem Rollstuhlfahrerbewerb gestartet.
Ich war angemeldet für den Marathon Challenger, also den Lauf mit den schnellsten Läufern der um 06:10 Uhr los gehen sollte. 

Die Minuten liefen jetzt runter wie am Fließband. Ich suchte meinen Lastwagen, bei dem ich mein Gepäck mit trockenen Sachen nach dem Rennen abgeben konnte. Auch das verlief reibungslos und war perfekt organisiert. Insgesamt gab es 50 solcher LKW´s für alle Läufer. 

Eine eigens angefertigte Musik Playlist war ebenso bereit wie ich. Die richtigen Schuhe endlich gefunden war ich bereit meinen ersten Marathon anzugehen. Ich hatte einen genauen Zeitplan und begab mich langsam zum Startplatz. 

An den leicht ausgebeulten Handgelenken waren unter Schweißbändern meine Energiegels versteckt. Nach jedem 9. KM gibt es Nachschub in Form von Glibber Gel mit Erdbeer Bananen Geschmack! Das (soll) dann neue Stärke geben. Man muss dran glauben, dann hilft es irre!!!

So sah der Startbereich aus, der kurz vor dem Start dann zusammenbrach. Die Luft wurde aber schnell wieder nachgefüllt. 

http://www.mevents.org.hk/images/PG_Marathon_2010_01.jpg

Um 6:15 Uhr ging es dann los. Die Massen wurden losgelassen in den noch dunklen Morgen HongKong´s. "The Loneliness of the long distance runner" war mein erster Song. Auch ein Ritual...

Mein Ziel für den Lauf war übrigens eine ambitionierte 3:30 Std. Zeit. Ich war mir nicht klar, ob das klappen würde. Ich musste genau einen Schnitt von 5 Min pro Kilometer laufen, dann würde es passen. In Trainingsläufen kann man das nicht simulieren. Dies waren ebenfalls Zweifel vom Vortag. Ich ging es in diesem Tempo an, ich fühlte mich gut und stark. Das Massenerlebnis tat ein Übriges. 

Es dauerte ca 1,5 KM, bis ich in meinem Rhythmus war und das Feld sich ganz ganz leicht gefunden hatte. Am Anfang ist es ziemlich eng und viele Spaßläufer rennen einen fast über den Haufen. 

Die ersten Kilometer gingen leicht bergauf in den Norden von Kowloon. Es machte Spaß, die frische Luft, gute Musik und endlich zu Laufen. 
Nach fünf Kilometern lag ich also voll im Plan, mit einem kleinen Aussetzer bei KM 2, aber da ging es bergab. 

1.00 km4:40 min/km12.82 km/h4:55

2.00 km4:33 min/km13.15 km/h9:20

3.00 km4:56 min/km12.14 km/h14:32

4.00 km4:59 min/km12.01 km/h19:44

5.00 km5:06 min/km11.75 km/h24:58


Bei Km 8 sollte die erste längere Steigung des Laufes kommen. 
Es ging auf die Stonecutter Bridge, eine riesige Autobahnbrücke die über das Hafengebiet führte.

http://www.arup.com/~/media/Images/Projects/S/Stonecutters_Bridge/Open/stonecutters_open_900x600_2.ashx?mh=800&mw=1000

 Ich schätze es war ein lang gezogener Anstieg von ca. 1-1,5 km bis zum Scheitelpunkt der Brücke. Wo ein Anstieg kommt auch irgendwann wieder ein Downhill dachte ich mir. Ich empfand die Steigung als ok und nicht störend. Mit etwas kleineren Schritten genoss ich den tollen Ausblick auf den Hafen. Im anschließenden "Bergablauf" fühlte ich mich gut und die Zeit für das erste Glibber Gel war gekommen. 

6.00 km4:50 min/km12.39 km/h29:10
7.00 km5:02 min/km11.91 km/h34:44
8.00 km5:02 min/km11.92 km/h39:17
9.00 km4:45 min/km12.61 km/h44:28
10.00 km4:42 min/km12.76 km/h48:48

Die ersten zehn Kilometer waren also geschafft. 

 

Da seh ich ja richtig frisch aus. Ich fühlte mich gut und stark. Keine Beschwerden. Lediglich ein kühler Wind auf der Brücke wehte mir um die Ohren. Der Läufer links hinten, genau, der mit den gleichen Socken begleitete mich ein ganzes Stück. Auf der Brücke sahen wir gemeinsam den ersten Läufer, der das Rennen abbrechen musste. Wir kuckten uns an, dann riefen wir ihm zu, dass er die falschen Socken trage und doch mal über neongelbe Laufsocken nachdenken sollte. 
Gut gelaunt liefen wir die Brücke hinab.
Am Ende der Brücke sollte die nächste kleine Schwierigkeit, der erste Tunnel anstehen. 

Auf einer geschätzen Länge von ca 1,5 km ging es durch einen Berg Richtung Tsing Yi durch den Nam WanTunnel.
File:Nam Wan Tunnel.jpg
 Die Luft war ok, jedoch mit weniger Sauerstoffgehalt versehen. Es war spürbar wärmer im Tunnel. Jedoch war es kein Problem und nach 1,2 km sollte die Luft wieder frisch sein. Mein Rhythmus war gleichbleibend gut.

Weiter ging es bis zu KM 15 bis zur Überquerung der Tsing Ma Brücke, immerhin die neuntgrößte Hängebrücke der Welt mit einer Länge von 1370 Metern. 
Datei:Tsing Ma.jpg

Am Ende der Brücke war der erste Wendepunkt bei exakt 15,2 km angesagt. Auf der Brücke zurück ging es dann weiter zur 21 Km Marke, der Ting Kau Brücke, ebenfalls mit einer stattlichen Längen von 1170 Metern. 

File:Ting Kau Bridge 2.jpg

Die Winde auf den Brücken waren ziemlich stark, vor allem auf den Rückwegen blies der Wind heftig ins Gesicht. 




11.00 km4:38 min/km12.94 km/h55:37

12.00 km4:49 min/km12.42 km/h58:13

13.00 km4:56 min/km12.13 km/h1:03:25

14.00 km4:43 min/km12.69 km/h1:08:35

15.00 km4:33 min/km13.18 km/h1:12:54

16.00 km4:34 min/km13.13 km/h1:17:22

17.00 km4:40 min/km12.85 km/h1:21:52

18.00 km4:38 min/km12.94 km/h1:26:54

19.00 km4:45 min/km12.61 km/h1:31:14

20.00 km4:48 min/km12.49 km/h1:36:26

21.00 km4:48 min/km12.47 km/h1:40:46


Mit einer Zeit von 1:41:38 Std. passierte ich die Halbmarathonmarke. Ich lag also über drei Minuten unter meiner nötigen Zeit. Die Durchschnittszeiten pro Kilometer pendelten sich bislang deutlich unter 5 Minuten ein. 
So far so good dachte ich mir. Das erste Mal im Lauf begann ich so richtig zu überlegen. Ich versuchte die Zeiten hochzurechnen und dachte mir, hm, das ist ja erst die Hälfte. Dennoch verlor ich keine Gedanken an irgendwelches Grübeln. Ich wurde aufmerksamer und horchte mehr und mehr in meinen Körper um irgendwelche Schwächen zu entdecken. Außer leichten normalen Ermüdungserscheinungen war da nix. Die Musik war nach wie vor gut und so ging es weiter in die zweite Hälfte.

Ich fühlte mich nach wie vor optimal versorgt, das zweite Gel war weg und bei Kilometer 25 versorgte ich mich das erste Mal mit einer Banane. Ab diesem Zeitpunkt achtete ich sehr darauf ausreichend Wasser zu bekommen. Ich wollte auf keinen Fall dehydrieren. Ab diesem Zeitpunkt stieg auch dann auch von  Wasser auf Sportsdrink um. Die Versorgung war optimal. Alle 3 Km durchliefen wir die 100 Meter langen Versorgungsstationen. 

Die Kilometer 25-32 waren landschaftlich eher unspektakulär. Es ging auf dem Western Highway entlang Richtung HongKong Island. Wieder durch einen Tunnel und einem Ziel vor Augen, einem Zwischenziel bei dem es manche Läufer böse erwischen sollte. Für mich sollte es die stärkste Phase des Laufes werden. Bei KM 32 galt es den Western Harbour Tunnel zu durchqueren. Er führt unter dem Meer hindurch und verbindet Kowloon mit der anderen Seite von HongKong. 

File:Western Harbour Tunnel.JPG

Der insgesamt 2km lange Tunnel hat gigantische Ausmaße und ist normalerweise eine vierspurige Autobahn. 
Nach 32 KM gibt es eine nette Prüfung meinte mein Freund Manfred Waibl. Er lief den Marathon schon ein mal und bereitete mich super mental auf die Prüfung vor. Die Luft war dünner und das schöne war der ca 2 KM lange bergab führende Streckenverlauf. Im Tunnel war es warm und ich nahm noch einmal ausreichend Wasser und kühlte mich auch mit Schwämmen ab. Es wurden immer mehr Läufer die stehen blieben und sich dehnten. Vermutlich kurz vor der Aufgabe. Ich fühlte mich nach wie vor gut, klar es zwickte in den Beinen. Die Muskeln wurden übersäuerter und die Beine schwerer. Nur trinken, trinken dachte ich mir. Die Musik gab mit ACDC ein übriges dazu, dass ich gut durch den Tunnel kam. Aber logisch, ein netter Anstieg von insgesamt mehr als einem Kilometer versüßte das Erlebnis West Harbour Tunnel. Als ich diesen Anstieg bewältigt hatte, drehte ich mich ganz bewusst noch mal um, Richtung Tunnelausgang und lächelte. Manfred, in diesem Moment dachte ich an Dich!!! Thanks for your support!!!

Am anderen Ende wartete die Wahnsinns Skyline auf mich.

22.00 km4:44 min/km12.65 km/h1:45:59

23.00 km4:41 min/km12.79 km/h1:50:19

24.00 km4:40 min/km12.82 km/h2:01:22

25.00 km5:00 min/km11.96 km/h2:02:30

26.00 km4:49 min/km12.45 km/h2:04:46

27.00 km4:43 min/km12.68 km/h2:09:16

28.00 km4:39 min/km12.88 km/h2:13:36

29.00 km4:42 min/km12.75 km/h2:18:48

30.00 km4:46 min/km12.56 km/h2:23:08

31.00 km4:51 min/km12.35 km/h2:28:21

32.00 km4:57 min/km12.08 km/h2:33:36

33.00 km4:43 min/km12.71 km/h2:37:56

34.00 km4:39 min/km12.88 km/h2:42:40

35.00 km4:54 min/km12.21 km/h2:53:49
Bei der 30 Km Marke lag ich fast 7 Minuten unter meiner geplanten Zeit. Ob das nicht zu schnell war dachte ich mir? Dont hit the wall, dachte ich mir auch. Nein, keine Gedanken verschwenden. Einbrechen werde ich nicht, denn ich bin stark. All diese Gedanken hämmerte ich mir ein. Ich überholte sehr viele Läufer, manche sahen richtig übel aus. Mein Einbruch? Er sollte ausbleiben. 

Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich alles gesehen habe und welche Musik ich gehört habe. Ich bin einfach nur noch gelaufen. Es waren dann doch einige Zuschauer auf der Strecke und das motiviert natürlich. Die Muskeln schmerzten zunehmend. Ich versuchte dennoch meine Pace zu halten, was mir auch gelang. Der Laufstil war wahrscheinlich nicht mehr der Sauberste, die Gesichtsausdrücke wurden zunehmend angespannter, die Glibbergels waren auch weg...doch es war nicht mehr weit...go go go




Bei Kilometer 40 war mir klar, es passiert nix mehr. Ich komme durch. Die Zeit würde fantastisch werden. Das war mich da auch klar. Mein schnellster Kilometer des kompletten Rennens war der 41. In 4:07 Minuten lief den vorletzten Kilometer und auch die letzen Meter des Rennens sollte ich unter 5 Minuten bleiben. 

Den Berg runter, links, dann jede Menge Leute, rechts, die 400 Meter Marke vor Augen. wow!!!

Da war das Ziel.

Ich war durch, ich war fertig, ich hatte meinen ersten Marathon geschafft. Es war ein sehr emotionaler Moment, aber das zeigen die Bilder auch ...

Meine Gefühle im Ziel waren sehr stark. Ich hab kurz vor dem Ziel Dad gesehen 
 Er war da und ich habe geweint. 
Ich war im Ziel und es war niemand da. Niemand hat auf mich gewartet. Vielleicht braucht mich ja auch niemand. Es war kein schönes Gefühl. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht mehr, wie das alles weiter gehen soll. Ich bin happy und sehr traurig zugleich. Manchmal fühle ich diese Leere und dunklen Momente. Dann würde ich am liebsten laufen laufen laufen...... 
Bis ich umfalle....


Zurück zum Rennen..... 






Ich hatte es geschafft! Die Zeit: 3:22:18 Std. ! Wow, das hatte ich mir in den kühnsten Träumen nicht gedacht. Wie sollte ich dieses Tempo all die Zeit halten dachte ich mir davor. Nun war es geschafft. 
All das Training hatte sich gelohnt, all die Kilometer hatten sich ausgezahlt. Ich hatte keine Schwäche, nicht eine Minute. Mit der Zeit wurde ich insgesamt 452. von insgesamt 5600 Läufern im stärksten Lauf. Meine Kilometerdurchschnitt für das komplette Rennen lag bei 4:47 Min pro KM.



Nach ein paar Minuten, der ersten Banane, einem Snickers sowie einem Isogetränk konnte ich auch schon wieder ein wenig Lächeln. 



Heute am fünften Tag nach dem Marathon ohne Training habe ich immer noch Schmerzen in den Beinen. Die ersten Tage waren die Hölle, vor allem der Montag vermittelte ein neues Erlebnis von Muskelschmerzen. Vor allem meine Achillessehne ist noch ein wenig gereizt, aber das wird auch wieder. Ich bereue es nicht, es war ein irres Erlebnis und ich bin ein wenig Stolz es geschafft zu haben. 

Ach ja, meinen nächsten Marathon lauf ich am 8.Juni auf Phuket / Thailand !!! 

Bis dahin