
Lesen kann man ja nicht viel, aber zu meinem fünften Marathon in 2 Jahren sollte es dieses Mal nach Japan gehen. Die Registrierung erfolgte bereits im September 2015. Aussichten sollten prima sein, flacher Kurs, kaltes Wetter und optimale Vorbereitung für eine Bestzeit waren gegeben.

Die Reise von Bangkok nach Japan kann man in 5 Stunden bewältigen. Ich entschloss mich aber davor Frau Mama einen Überraschungsbesuch zum 60ten Geburtstag in Deutschland abzustatten. Dies verlängerte die Anreise nur unwesentlich.
Los ging es am 17.2.2016 vom Flughafen München nach Doha/Qatar in einem nagelneuen Flugzeug. Der Flug (5,5 Stunden) war sehr angenehm und ruhig. Um 23 Uhr Ortszeit waren dann 2 Stunden Wartezeit für den Weiterflug nach vorgesehen, bevor es weiter Richtung Osten ging. Der Flug von Doha wurde mit 9 Stunden richtig lang und anstrengend.
Die Vorbereitung für den Marathon lief eigentlich perfekt. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer, ein paar kleine Fehler waren wohl im Trainingsprogramm, aber die waren nicht schuld an dem Ergebnis.
Ca. 2 Wochen vor dem Rennen spürte ich immer wieder Stiche im rechten Gesäßmuskel. Diese wirkten sich auch auf die hintere Oberschenkelmuskulator aus. Mit "er läuft nicht rund" könnte man es vielleicht am Ehesten beschreiben.
In Deutschland hab ich mich dann entschlossen (6 Tage vor dem Rennen) zum Physio zu gehen.
Dort wurde ich wieder eingerenkt. Aber wie !!
Ein Spinalnerv war eingeklemmt, umschlungen von zwei Muskeln und blockierte teilweise den Bewegungsapparat. Mit einem netten schmerzvollen Druck wurde der Nerv wieder gelöst und ich war guter Dinge, dass alles bis zum Rennen wieder rund läuft.

Nach insgesamt 20 Stunden Reisezeit landete das Flugzeug endlich auf dem Kansai International Airport, errichtet auf einer künstlichen Insel mitten im Meer. Verbunden zum Festland ist der Flughafen durch eine Autobahn sowie eine Schnellzugverbindung.
Osaka hat 18 Millionen Einwohner liegt in unmittelbarer Nähe zu den Städten Kobe und Kyoto. Nach Tokio kommt man mit dem Schnellzug in 4 Stunden.

Nur noch ab ins Hotel dachte ich mir. Das Hotel war mit einem Schnellzug zu erreichen und ich musste nicht umsteigen. Dies machte es sehr einfach, da dass Zugfahren in Japan noch zum Abenteuer werden sollte.

Das "Hinein horchen" in die Beinmuskulatur war nicht sehr optimistisch. Die rechte hintere Seite war verspannt. Vielleicht vom Flug, vielleicht von der Nervblockade. Ich hatte auf jeden Fall eine leichte Schonhaltung die letzten Wochen und ideal war das alles nicht. Ich bereitete mich weiter vor, leicht pessimistisch.
Am Freitag stand dann Kyoto auf dem Programm. Es war gut ein wenig abgelenkt zu sein. Die Gefühlswelt ging zwischendrin durch mit mir, so dass Sightseeing wohl genau das Richtige war.
Impressionen aus Kyoto, da hätte ich noch ein paar Tage mehr brauchen können!
Davor natürlich - Carbload !!!



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Bahnhof Kyoto |





Nach dem Sightseeing ging es zurück ins Hotel und ab ins Gym. Ich wollte den Muskel belasten und testen wie es sich anfühlt.
Das Ganze dauerte nur 35 Minuten und es war nicht "rund". Die Verspannung war immer noch da und mein Gefühl für das Rennen wurde nicht besser.
Der Samstag war total verregnet und ich machte mich auf die Startnummer sowie die Rennunterlagen abzuholen. Ich fuhr mit dem Zug, doch mittendrin....
wohin des Weges???

Oder das hier...

Keine lesbaren Zeichen mehr.. nur noch Farben und Nummern! Welcome in the Jungle!
Ich erreichte mein Ziel dennoch und die A140 sollte es sein.
Weitere nette Beschilderungen hier!
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Und ich wollt nur wissen was ein Iphone kostet... |
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geöffnet bis 25 Uhr ! |
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Glück gehabt!! Die Vorbereitungen für das Rennen gingen weiter ihren Gang. Essen, trinken, essen im Wechsel. Mahlzeit, Carbload auf Japanisch, Spaghetti mit Tomatensauce und Curryreis...Mittags und abends, dazwischen Vollkornbrot mit Banane und dann wieder Pfannkuchen und zum Abschluss Lebkuchen !!! ![]() RACE DAY !! Es war alles parat, 4mal Glibber Himbeer und einmal Glibber Espresso zum Übergeben oder finalen Push! Brooks T7 hat sich mehrfach bewährt, so also auch dieses Mal im flotten Racer in unterschiedlichen Farben. Um 7 Uhr klingelte der Wecker und los ging es mit einem kleinen Frühstück (zwei Bananen und etwas Pfannkuchen). Ein Kaffee sowie ein Carbdrink obendrauf sollten den Speicher noch mal voll machen. Die Zeit war gut kalkuliert, ich hatte keinen Stress, nur eine Sache war da... Der Oberschenkel war nicht frei, es war eine leichte Verspannung oder Verhärtung drin und es fühlte sich halt nicht 100%ig an. Was soll ich machen? Voll drauf und meine anvisierte Zeit von 3:15 Stunden antesten? Oder nur auf durchkommen laufen? Nein, dass war mir zu wenig. Ich entschloss mich es zu versuchen, ich wollte auf Bestzeit laufen und so begab ich mich dann auch zum Start. Es war sonnig, 8 Grad kalt und windig. Es fühlte sich ganz gut an, dennoch war ich gut eingepackt auf dem Weg zum Start. ![]() ![]() ![]() ![]() Guter Dinger, die Gels im Strumpf verstaut, Musik bereit, ready to go! Für eine Bestzeit war der Plan mit einer Pace von 4:45 pro km zu beginnen. Den Halbmarathon sollte ich so bei 1:38 durchlaufen. Eine leicht schnellere zweite Hälfte sollte dann zu einer Endzeit von 3:15 Std. reichen. So war der Plan... Raus in die Kälte und um 10:30 startete der Lauf mit insgesamt 6000 Läufern! So schlecht waren die ersten 7km nicht. Ich merkte dass der Oberschenkel nicht voll in Ordnung war, aber ich konnte das Tempo halten und es fühlte sich ganz gut an. Die erste Wasserstation sollte nach 10 km kommen, etwas ungewohnt für mich, da ich immer wie ein Kamel trinke. Aber früher braucht man bei diesen Temperaturen ja auch nix....Erstes Gel gab es kurz davor, yummy Himbeer Gel!!! 8 -14, alles Bestens!!! Es waren irre viele Zuschauer auf der Strecke und das motivierte! 15 bis Halbmaraton, hm, was soll ich tun? Der Oberschenkel fühlte sich nicht gut an. Ab KM 17 wurde der Druck größer und ich fühlte wie die Muskulatur immer härter wurde. Ich war mir bewusst, dass ich die Zeit wohl schaffen könnte. Gleichzeitig fühlte es sich an, als ob jeden Kilometer der Muskel mehr zu macht. Bei KM 21, ich war 1:38 Std unterwegs und voll auf Bestzeit musste ich das Rennen neu gestalten. Ich hatte Riesenrespekt vor einer Muskelverletzung. Es fühlte sich nicht gut an, und ich entschloss mich das Tempo zu reduzieren. Es tat weh, aber es war wohl die vernünftigste Entscheidung. Ich fand dann irgendwo ein Tempo zwischen 5:30 und 5:50 was einigermaßen schmerzfrei war. Bei KM 28 gab es ein Himbeergel, hinein in die Rübe und auch gleich wieder raus. Die Versorgung klappte auch nicht und das ganze Rennen ging mir so richtig auf die Nerven. Bei KM 28 hatte ich irgendwie meinen Tiefpunkt und ich wollte aufgeben. Wäre dann ein Bus gestanden oder ein Offizieller mit einer schönen wärmenden Decke, dann wär ich rausgegangen. Nein bin ich nicht, aber Fun war es nicht mehr. Meine Devise ab da war: Ankommen!!!! Zu diesem Zeitpunkt schossen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf. Auch abseits vom Laufgeschehen. Ich wurde ein bißchen emotionaler. Der Besuch bei Mum war schon sehr schön. Auf der anderen Seite natürlich Stress extrem für meinen Körper. ![]() Mit dem Espressogel hatte ich noch mal ein kleines Zwischenhoch, irgendwo Mitte Km 30. Das war es dann aber auch. Es wurde qualvoll, jeder Schritt tat weh, ich wollte nur noch ankommen. Ich wünschte, im Ziel würde irgendjemand stehen und mich auffangen...einfach festhalten. Aber auch hier sollte niemand sein der auf mich wartet. Ich hatte dieses Gefühl ja schon mal beschrieben beim Hongkong Marathon , deswegen lass ich es jetzt. ![]() ![]() ![]() FINISH!!! Es war rum, KM 41 mit ner 6er pace, Danke! ![]() Es sollte nicht sein und die zweite Hälfte war ca. 20 Minuten langsamer als die erste. Aufgeben wollt ich trotzdem nicht. Das nehm ich auf jeden Fall mit. Ein Siegerbier gab es trotzdem, ein japanisches Siegerbier! Der nächste Marathon kommt bestimmt, ich weiß nur noch nicht wann.ich bin zu müde darüber nachzudenken. Die Zeit in Thailand geht langsam zu Ende. Es sind noch weniger als 6 Monate bevor es zurück geht. Ich mag gar nicht dran denken und ich hab bissl Angst davor. Ich hab keinen Bezug zu Deutschland mehr. Ich hab keine Freunde oder nur noch ganz wenige. Ehrlich gesagt, weiß ich auch gar nicht wo ich hin soll und wohin die Reise geht. Ich bin noch einen Tag in Japan bevor es Montag Nacht zurück von Osaka nach Bangkok geht. Da gehts dann direkt ins Büro, wenn ich noch laufen kann ![]() In diesem Sinne, Harigato, Konichiwa und Servuss aus Tehailand!!! |